A LESSON IN BLUE

...und wenn ich mich ausruhen muss, verstecke ich mich bei einer Freundin. Und während sie meinen Durst nach Weisheit stillt, bezaubert und verhext sie mich.
Sie ist eine Insel (für den Sommer), besucht von Millionen von Menschen und dann wieder verlassen, oft bestohlen (mehr als alle anderen Plätze der Erde) und sie liegt eingebettet im Mittelmeer: Sardinien.

Am Anfang machte sie mich trunken mit den Farben ihrer Küsten und dann hat sie ganz meine Seele mit ihrem edelsten Teilen eingenommen: ihren Felsen und ihrem aufregenden Geruch, ihrer unglaublichen Vielfalt an Sinneseindrücken. Wie in einer Vorahnung beginne ich einen Dialog über den Wind, das Meer und die Felsen.

Auf Sardinien wurde ich zum Schüler und habe dort die Intensität der Farben, die Klarheit und starke Präsenz der Grandi Pietre (großen Steine) kennen gelernt, die bald meine Freunde und Pietre Amanti (geliebten Steine) wurden. Und sie, die große Majestät Sardinien, lässt mich glauben, dass die wundervollsten und ältesten abstrakten Gemälde aus mir selbst geboren werden. Ich komme her, wenn ich Lust habe, ein Geheimnis zu lüften und sofort finde ich die Antwort. Immer.
Auf Sardinien wurde auch meine Leidenschaft für Feuerrot, Violett, Türkis und Gelb geboren sowie die Lust, mich mit der einfarbigen Leinwand zu verbinden.

Jetzt spüre ich den Drang, meine Farbpallette hervorzuholen und vertiefe mich in eine Übung: Eine Lektion in Blau. Ich spreche nicht, will nicht sprechen, ich höre. Das Echo der Nacht und der Wind hüllen mich ein, der sanfte Wind liebkost meinen Körper. Niemand kann in meine Erfahrungswelt vordringen.
Die Natur wird Freund und Meister. Ich atme langsam, beobachte aufmerksam: das Licht wechselt und transformiert Farben, Oberflächen und Gerüche. Der Baum in Bosa, die Nacht von Aggius, das tiefe Blau von Capo Testa, die Pietre Amiche an der Costa Paradiso und das Schweigen von Valle della Luna.

Trunken von Wissen verstehe ich schließlich und merke, dass die Lektion beendet ist: Ich fühle das Blau in der Luft, das sich berühren lässt wie eine Sache, die ich schon immer kannte und die nur auf den richtigen Moment wartete, sich auch uns vorzustellen.
Meine Freunde.

Bartolomeo Gatto    

"Bartolomeo Gatto näherte sich Sardinien auf eine untypische und sehr originelle Weise.
Ganz allmählich, auf Zehenspitzen und im Austausch mit den Menschen dort hat er ihre Leidenschaft entdeckt.
Und in den Felsen gleich einem historischen Gedächtnis hat er Ihre Identität gelesen.
Aus dieser Athmosphäre hat Gatto die Essenz aufgefangen und die delikatesten Nuancen mitgenommen, um sie in seinen Gemälden zu offerieren.
Beim Betrachten seiner Werke, hatte ich das Gefühl, mit meiner Insel in einen Dialog zu treten und den Atem ihrer Steine zu hören.
Emotionen die nur der kennt, der Sardinien wirklich erfahren hat."

   Lorenzo Idda - Präsident der Bank von Sardinien